Die Deutsche Meisterschaft im Gangreiten
im FS Reitzentrum Reken vom 02.09.-05.09.2010
Gemeinsam mit meinen Mitstreiterinnen Simone (mit Isi-Stute "Rós") und Margot (mit Arravani-Stute "Pina") haben wir ein aufregendes und erfolgreiches Wochenende hinter uns gebracht.
Ich war mit meiner 4-jährigen Tennessee Walking Horse Tölt-Kreuzung am Start, ihr 2.Gangpferde-Turnier in ihrem (und meinem!) Leben. Princess hat einen 75% Tennessee Walking Horse-Anteil und noch 25% Töltender Traber-Anteil (3/4 TWH, 1/4 TT). Oder anders: Ihre Mutter war eine TWHxTT und ihr Vater ein reiner TWH… Die ganzen Abkürzungen dieser Szene habe ich erst lernen müssen.
Ich finde Tölt-Kreuzungen (TK) machen die Gangpferdeszene auch ein Stück interessanter. Und sie müssen nicht schlechter sein als die reinrassige Vertreter, wie man auf der Meisterschaft auch sehen konnte. Der Vorsitzende der IGV (intern. Gangpferdevereinigung) reitet z.B. auch eine Töltkreuzung. Gezogen aus einer Fripa (Friese x Paso) x PP (PasoPeruano). Name des Wallachs ist "Bravo". Er war natürlich auch am Start. Es war sehr interessant all diejenigen zu sehen, die man sonst nur vom Hörensagen her kannte.
Wie kam ich dazu, an einer Deutschen Meisterschaft teilzunehmen...? Naja, also 1. war das Gangpferdeturnier in meiner Nähe (die sind eher spärlich gesät) und 2. wollte ich schon immer die Gangpferdeszene näher kennen lernen. Leider war es mir immer vergönnt als Turnier-Trottel tätig zu werden. Somit entschied ich, selbst zu starten... und den nötigen Nachdruck bekam ich von Simone, die mich stets gut beraten hatte.
Es wurden mehr als 50 Prüfungen möglich gemacht, da war für jeden etwas dabei! Es wird unterschieden zwischen Sportwertung u. Freizeitwertung, Großpferde und Kleinpferde… Zunächst habe ich meine Stute und mich bei der IGV online (sehr bedienungsfreundlich) registriert und dann konnte ich ganz bequem online nennen (wie es auch bei der FN möglich ist).
Bewusst habe ich meine Stute nur in zwei Prüfungen genannt und bewusst in Prüfungen, in denen sie alleine laufen musste. Da ich bis zum Nennschluss noch nicht wusste wie sie sich auf der Töltbahn mit mehreren und überholenden Pferden benehmen würde. Meine gewählten Prüfungen waren Rittigkeit/Dressur leicht und den Trail leicht, da ich darin auch ihre Stärken sehe.
Am Donnerstag, gegen 14:30 Uhr, war ich auf dem Gelände angekommen und traf dort wie verabredet Simone aus Meinerzhagen. Unser "Mädelscamp" war vollständig als Margot kam, die 3. im Bunde, die aus Düsseldorf anreiste...
Nun wurde mein neues Paddock-System eingeweiht. Ich hatte das System bei dem Züchter meiner Stute entdeckt und war direkt angetan. Roflexs, ein Paddock-System mit intrigiertem Strom. Herrlich, wie SCHNELL und unkompliziert es aufzubauen und mal eben zu ändern ist. Kein Gewurschtel mehr mit hängenden Litzen und doch noch einen Meter anknoten.... ich kann das System sehr empfehlen, wenn man viel unterwegs ist! Eine tolle Sache!
Unser Mädelscamp war aufgebaut, die Pferde standen zufrieden in ihren Paddocks, und wir kochten uns einen Kaffee und aßen den mitgebrachten Erdbeerkuchen unter einem noch recht bewölkten Himmel.
Dann gingen wir zur Meldestelle. Dort bekamen wir das Programmheft und den Trailparcours-Plan. Ein Bändchen für den bezahlten Paddockplatz (musste an der Litze verplombt werden), einen Gutschein für den Sektempfang am Freitag, ein Handbändchen für das Buffet & Party am Samstagabend, sowie eine goldene Teilnehmerschleife der Deutschen Meisterschaft. Als ich diese Schleife in der Hand hielt dachte ich noch, eine nette Geste, wenn man schon keine Schleife mit nach Hause bringen wird, hat man wenigstens diese Teilnehmerschleife als Andenken.
Dann sattelten wir unsere Pferde und ritten etwas in dem Abreitezelt. Die Reithalle, das sogenannte Rekener Dach, welches nach drei Seiten offen ist, zeigte ich meiner Kleinen auch, sowie die Töltbahn. Meine Kleine bestaunte die fremde Anlage, blieb aber angenehm entspannt. Der Trailplatz war gesperrt. Nach kurzer Vorstellung der Anlage sind wir ins Gelände gegangen und sind gemütlich ausgeritten.
Wir drei Mädels hatten die Prüfung Trail genannt. Simone hatte mit ihrer Isi-Stute den Trail-mittel, Margot mit ihrer Arravani-Stute den Trail-schwer (sie ist bereits Deutscher Meister in dieser Prüfung und musste ihren Titel verteidigen) und ich den Trail-leicht. Der Trail war eines der ersten Prüfungen am Freitagmorgen und wir machten unsere Pferde fertig. Meine Stute wurde noch Tennessee-Like von Simone eingeflochten.
Der Rekener Geschicklichkeits-Parcours, auch Spielepark genannt, ist sehr schön angelegt, die Hindernisse von guter Qualität! Der Trail war absolut machbar und hatte den Begriff "leicht" zu Recht.
- Auf der linken Seite der Kegel das Pferd im flüssigen Schritt führen, nach rechts wenden und im Trab oder Tölt zurückkommen (kein Gangsalat). Korrekter Halt, aufsitzen von der Aufstiegshilfe (pferdefreundliches Aufsteigen, Pferd sollte stillstehen).
- Über einen Stangenfächer (ohne berühren)
- Über eine schöne, bunte Plane (ohne Zögern)
- Durch eine enge Tonnengasse (ohne berühren)
- Flattertor
- Über eine Verladebrücke
- In Stangengasse eine Pferdelänge rückwärtsrichten
- Labyrinth durchreiten. Am Ende im engen Viereck eine Volte um eine Pylone
- auf der ersten Erhöhung des Billards, 180°-Wendung und Pferd wieder herunter klettern lassen
- Slalom um Pylonen im Trab oder Tölt - kein Mix. Meine Stute wählte den Tölt.
Den Trail mittel oder schwer fand ich da schon spannender ;-) Margot musste 3x auf der Wippe wippen, über den ganzen Billard reiten, über die Plane tölten, durchs Wasser tölten oder traben, über den Finostrip taktklar tölten und und und....
Uns Mädels hatte der Trail sehr viel Spaß gemacht. Margot war sich unsicher, ob es diesmal wohl gereicht hatte. Auch Simone hatte für sich spekuliert, und ich war total entspannt, da ich gar nichts erwartet hatte. Meine Stute ging zwar durch/über alles. Nur "wie gut" es war, liegt bekanntlich bei den Richtern! Margot verteidigte ihren Deutschen Meister in Trail-schwer erfolgreich! 1. Platz für Margot, sie wurde wieder Deutscher Meister in dieser Prüfung. Simone kam im Trail-mittel auf den 2.Platz! Und ich im Trail leicht, ebenfalls auf Platz 2! Diese Platzierungen erfuhren wir aber erst bei der Ehrung am Sonntag!
Nach meinem Trail folgte beinahe nahtlos meine Rittigkeit. Ich sah beim Abreiten einer meiner Vorgänger bei der Aufgabe zu und dachte nur, dass ich wohl besser erst gar nicht in die Halle einreiten sollte. Die war so gut…! Dann sah ich der folgenden Reiterin mit ihrem American Saddlebred (AS) zu und da war ich wieder etwas positiver gestimmt. Das Pferd sah toll aus! Das konnte seine Beinchen schmeißen... - AS sind halt Showmaker ;-) Dies Pferd wurde leider recht schlecht vorgestellt...
Ich ritt in die Halle und ritt meine Aufgabe, die vorgelesen wurde (nach IGV-PO, Rittigkeit leicht). Mir war es wichtig "schön" zu reiten, es musste nicht perfekt sein, aber für mich "schön". Als ich aus der Halle ritt, war meine Zufriedenheit sehr groß, da sich meine Stute für ihr Alter sehr nett zeigte. Es war nicht perfekt, z.B. hatte sie sich kurz an der offenen Hallenseite erschreckt als unten auf dem Trailplatz einer über den Finostrip töltete. Das war ein plötzliches Geballere als wären wir in der Schusslinie gewesen und Princess fiel kurz aus dem Trab und töltete zwei Schrittchen. Sie fand den Trab sehr schnell wieder. Die doppelte Schlangenlinie, die an der offenen Hallenseite abgefragt wurde, können wir auch besser... aber hey, für mich war's okay. Zufrieden ritt ich aus der Halle und lobte meine Kleine. Den Züchter meiner Stute traf ich, der mir gut zugeredet hatte. Mir war die Platzierung egal (ich hatte schließlich einen der Cracks gesehen, das ließ mich nüchtern bleiben). Dennoch, ich war zufrieden. Im Übrigen, es wurden keine Noten nach der Aufgabe bekannt gegeben! Somit mussten alle noch bis zur Ehrung am Sonntag warten! Princess wurde platziert und kam auf einen stolzen 4.Platz! Eine brave Maus :-)
Irgendwie war ich total entspannt, ich hatte meine zwei Prüfungen hinter mir und konnte nun auch andere Prüfungen ansehen…. (Alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen).
Unser Fazit: Es war eine schöne und erfolgreiche Deutsche Meisterschaft für uns! Wir hatten viel Spaß zusammen und mit unseren Pferden…
…das war ein super interessantes und sehr lehrreiches WE!! Es waren so unterschiedliche Pferderassen gestartet, aber ich habe keinen einzigen reinen Tennessee Walker gesehen. Und bei einigen Prüfungen fand ich es schon schwierig mit einem "gewöhnlichen" Tölter gegen einen guten AS zu gewinnen. (Schlecht gerittenen AS konnte man aber auch sehen!!). Die "Normalos" waren dabei eher im Nachteil - wie ich es fand! Egal, es war ja auch eine Meisterschaft. Nächstes Jahr bin ich/sind wir auch wieder dabei! Vielleicht holt Ihr auch Euren Tölter mal aus dem Stall und probiert Euch?!
Es grüßt,
Andrea Pfeiffer mit Princess
Fotos: U.Neddens
Weitere Bilder sind in unserem Vereinsmagazin Ausgabe 04/2010 zu finden.