Wanderreiten – das Reisen zu Pferd, wie es lange Jahrhunderte üblich war, bekommt in der heutigen hektischen und schnelllebigen Zeit wieder einen höheren Stellenwert. Viele Menschen zieht es mit dem Pferd hinaus zu einer Reise, bei der man die Landschaft und die Menschen viel bewusster und intensiver wahrnehmen kann. Weit weg vom Alltag wirkt das Reiten in der freien Natur befreiend und ausgleichend. (...)
Piet Rott - vor fast 12 Jahren aus dem Ruhrgebiet "ausgewandert" - bietet in der Eifel geführte Tages- oder Wanderritte auf eigenen oder auf einem seiner eigenen, gut ausgebildeten Wanderreitpferde an. Seit Jaaahren schon versuche ich, ihn in der schönen Vulkaneifel zu besuchen und es sollte nunmehr Wirklichkeit werden, dass ich meine beiden Pferde reichlich spontan in den Anhänger stellte, um mich auf den 180 km langen Weg zu Piet zu machen... und was meine ruhrgebietsgewöhnten Pferde über unseren Wochenendtrip meinen, das möchte Euch hier der kleine Kemal selbst erzählen...
Der Drei-Königs-Ritt
mit Piets Adventure Trails
oder
Das Wüstenpferd in der Vulkaneifel
Hallo, mein Name ist Kemal Efendi - ich bin ein gut 3 1/2-jähriger Vollblut Araber, der nunmehr seit einem Jahr als Handpferd neben seiner tierischen Chefin Davina, einer Island/Welsh-Stute, die weitere Welt erkundet. Dazu möchte ich kurz erwähnen - ich bin ein W ü s t e n r e n n p f e r d ...
Direkt am ersten Januarwochenende des neuen Jahres wurden Davina und ich in den Pferdeanhänger gestellt und mußten gute 2 Stunden warten bis wir nach einer Berg-und-Tal-Fahrt endlich wieder aussteigen durften.
Alles roch ganz fremd. Davina und ich bezogen einen schönen Laufstall, der für das Wochenende unser Zuhause sein sollten und stärkten uns erst einmal mit Heu, während die menschlichen Vertreter ihrer Rasse im Wohnhaus Kaffee oder andere Getränke zu sich nahmen - wir waren zum ersten Mal in der Eifel.
Am Nachmittag brachen wir mit 5 anderen Pferde vom Hof zu einer knapp 3-stündigen Tour in das umliegende Gelände auf. Piet war so nett und nagelte Davina noch zwei klappernde Eisen fest - als Trainer B Wanderreiten muss er das können - recht praktisch sag ich da nur und die Eisen von Davina hielten auch bombig. Ich dagegen lief barhuf - nicht gerade empfehlenswert in der Eifel, aber da ich auch auf steinigem Untergrund nicht fühlig bin und auch keinen Reiter tragen sollte, machten wir das einfach mal so.
Davina und ich bildeten den Schluss der Gruppe und anfangs waren uns die anderen im Schritt viel zu langsam - besonders Davina wäre viel lieber in ihrem zügigen Isi-Schritt vorwärts getrippelt, aber wir hielten uns artig zurück und.... nach einiger Zeit bemerkte auch Davina, dass es hier vom Gelände her etwas anstrengender ist und nahm sich von alleine zurück.
Unsere erste Tour war vom Boden her für Eifel-Verhältnisse recht gut - tagelanger Regen hatte auch den härteren Untergrund etwas aufgeweicht und das viele Laub wirkte auch dämpfend.
In der Gruppe ritten wir im Schritt und Trab - trennten uns einmal mit einem Anfänger, der nur traben wollte, von den anderen, die etwas mehr Tempo reiten wollten und verhielten uns auch bei dem Wildschweingehege ganz vorbildlich. Leider regnete es ständig ganz leicht, aber dennoch kamen wir gut gelaunt von diesem Ausflug wieder und durften wieder unseren Laufstall beziehen, wo es auch neben dem Heu endlich Kraftfutter gab und dann durften wir schlafen... tat ich auch ganz genüsslich - Davina stand die ganze Zeit neben mir und wachte. Soweit ich mich schlaftrunkend erinnern kann, nahm sie nicht die Gelegenheit wahr sich einmal hinzulegen.
Bis lange in die Nacht hinein hörten wir die Menschen oben im Haus essen, trinken und feiern... Erst gegen 4 Uhr morgens gaben auch die letzten menschlichen Vertreter endlich Ruhe - unsere menschliche Chefin erzählte allerdings später, dass sie da schon lääängst geschlafen hat und abends ein vorzügliches, griechisches Essen genießen durfte.
Direkt nach dem Ritt gab es für die Menschen übrigens einen warmen Apfelkuchen... mmh... von dem hätte ich auch einmal gern gekostet...
Am nächsten Tag kam unsere menschliche Chefin schon früh, um nach uns zu sehen. Ich freute mich auf meine Extra-Portion Hafer, die ich genussvoll vertilgte, während Davina typischerweise nur etwas angewidert in ihren Eimer Kraftfutter schaute und sich demonstrativ an den Ausgang stellte. Nun gut - kann man nichts machen, wenn sie nicht möchte... Auch mit dem Trinken in fremder Umgebung schien sie es nicht so zu haben, während bei mir der Hunger und der Durst durch die Eifelluft anscheinend mächtig angeregt wurde.
Später habe ich es "läuten" hören, dass Davina bei einer Wiederholung wie auf ihrem ersten Distanzritt in fremder Umgebung einen Energiebuster verabreicht bekommt - Zwangsernährung sozusagen ;-)
Während die Menschen auf dem Hof im Wohnhaus gemütlich frühstückten (vom Käse über die Wurst zum Lachs bis hin zu den Eiern, Marmelade, Nutella usw. war alles zu haben), konnten wir noch verdauen (jaaa - Heu hat Davina natürlich gefressen) und dann ging es um 11 Uhr mit sechs anderen Pferden (bzw. fünf Pferden und einem Muli ;-) auf den angekündigten Drei-Königs-Ritt.
Und jetzt möchte ich noch einmal erwähnen, dass ich doch eigentlich ein Pferd der Wüste bin - ein Araber halt - keine Gemse! Aber sag´das mal den Menschen...
Mein Vorteil: Ich habe ordentlich zu Abend und ordentlich morgens gefressen und die Zusatzenergie kam mir eigentlich auch nur zu Gute - aber von Anfang an...
Unser Ritt sollte uns zu einer einsamen Waldhütte führen, an der wir eine Mittagsrast abhalten können. Der Weg dorthin war schon wesentlich anspruchsvoller als der vom Vortag, aber natürlich sind auch wir "Ruhrgebietsler" dort unbeschadet angekommen ;-)
Eigentlich ging es permantent bergauf oder bergab - heute waren nur sichere ReiterInnen dabei und es sollte auch etwas flotter vonstatten gehen - mein erster Galopp als Handpferd stand auf dem Programm! Beim ersten Versuch bin ich laaange neben der galoppierenden Davina im schnellen Trab nebenher gelaufen und der Abstand zu den anderen wurde immer größer und Brittas Arm immer länger... dann bin ich aber doch noch die letzten Meter galoppiert - der Groschen war gefallen :-)
Der zweite Galopp sollte natürlich auch kommen und da genügte dann auch nur noch das Stimmkommando "Galopp" und wir galoppierten alle ganz zügig den langen Weg nach oben - das war richtig toll - ich so am langen Strick neben Davina - bin ich schon grooooß ;-))
Wie man vielleicht schon heraushören konnte, ist die Eifel nicht der Duisburger Kaiserberg - es gab Wege, die wir ganz, ganz langsam hintereinander im Schritt heruntergehen mußten, so steil wurde es und an einem ganz langen und sehr steilen Weg, der fast schnurgerade nach unten führte, mußten auch alle Reiter absteigen und führen und auf diesem Weg fragte ich mich insgesamt dreimal, was ich hier als Rennpferd überhaupt mache.... ???? Während Davina am liebsten recht flott an Brittas linken Seite den Abhang hinunter stapfte, blieb ich insgesamt dreimal wie ein Esel stehen und dachte mir - "Nee - bis hierhin und nicht weiter! Ich bin keine Gemse!" - natürlich wollte ich auch nicht ganz alleine mein Leben lang auf dieser Schräge verbringen und so habe ich mich immer wieder überreden lassen, langsam Huf für Huf nach vorne zu setzen bis wir endlich diese Geländeschwierigkeit überwunden hatten *seufz* - ich war zwar noch nie am Kaiserberg, aber er muss ganz toll sein.... ;-)
Nicht alle Wege führen nach Rom und so mußten wir auch einmal auf einem Weg umdrehen mit Piets Worten - "Jetzt reitet Britta mal vorne!" - drei Meter folgten im Schritt bis oberhalb von uns eine Herde Rotwild aufgescheucht wurde, was einigen Pferden hinter uns sehr mißfiel und - da lassen wir uns nicht lumpen - natürlich können wir auch vorne flott galoppieren und schon sah man die ganze Herde im schnellen Galopp den Weg zurückrennen - es dauerte etwas bis wir uns wieder beruhigten, aber eigentlich wollte ich nur sagen... wir können auch vorne die Gruppe im Galopp anführen ;-)
Bergauf, bergab, galoppieren und erschrecken - all das ist reichlich anstrengend und ermüdend und so führte unsere menschliche Chefin auch Davina einen ganzen Teil des Weges (ja,ja - aber Hauptsache, kein Kraftfutter fressen....).
Wir erreichten dann auch endlich unser Mittagsziel - die einsame Waldhütte, an der Freunde von Piet bereits einen Winterpunsch vom Schwedenfeuer und ein deftiges Süppchen vorbereitet haben. Wir wurden kurzerhand an die umherstehenden Bäume gebunden und bekamen eine Ration Heu dazu und - siehe da - jetzt war sogar Davina, die sich ansonsten so ungern oder gar nicht in fremder Umgebung zur Rast anbinden läßt, so "ausgeglichen", dass sie die Rast auch zum Rasten nutzte, während sich die Menschen am Feuer wärmten und stärkten.
Nach einer guten Stunde, die wirklich alle Pferde zum Erholen nutzten (das Muli war so erholt, dass es sich mitsamt Sattel wälzte ;-) machten wir uns dann auf den 1,5-stündigen Heimweg zu Piets Hof - mir merkte man die Erholung deutlich an, meine pferdige Freundin Davina war zwar auch wieder zügiger, aber ich darf schon sagen: Davina war müde.
Auf dem Rückweg kamen wir noch an einer Herde Esel und Alpakas vorbei - die sehen aus wie kleine Lamas, kommen ursprünglich aus Südamerika und sind berühmt für ihre feine Wolle.
Wir mußten wieder viel bergab, was Davina leichter fiel, mir jedoch immer wieder mißfiel - dennoch lief ich natürlich artig mit. Irgendwann standen wir dann auch wieder auf Piets Hof und durften uns vor der langen Heimreise noch einmal für ein Stündchen im Laufstall ausruhen und stärken, während sich die Menschen noch einmal in das Wohnhaus bei Kaffee und Lebkuchen zurückzogen.
Danach ging alles recht flott - Hänger auf - wir sind rein und los ging es wieder in Richtung heimatlichen Stall, den wir spät in der Dunkelheit erreichten und daher für die Nacht in die Boxen zogen, in denen wir uns dann im weichen Stroh nach einer ausgiebigen Abend(Nacht)mahlzeit bis zum nächsten Morgen ordentlich ausruhen konnten.
Wir freuten uns, als wir um 10 Uhr von Britta herausgelassen - für gesund und munter erklärt wurden - und zu unserer Herde durften, die uns freudig begrüßte. Da war dann erst einmal ein ausgiebiges Schlammbad angesagt und ein paar Runden Galopp über die Bahn.
Mein Fazit: Okay - ich bin keine Gemse, aber auch ein Wüstenpferd findet sich in der Eifel zurecht und gebt mir noch 1 - 2 Jahre und dann zeig ich Euch einmal wie klippensicher auch so ein Araber sein kann ;-)
Euer Kemal Efendi ox
Brittas Fazit: Piets Adventure Trails ? - Wer ein sicheres Wanderreitpferd sucht und auf einem fremden Pferd die Eifel sicher erkunden möchte, ist bei Piet gut aufgehoben.
Wer mit eigenem Pferd anreist: Die Pferde sind gut untergebracht, sollten jedoch gut konditioniert und beschlagen sein oder Hufschuhe besitzen - und wenn dann mal ein Eisen locker wird, könnt Ihr Euer Pferd beruhigt in Piets Hände geben - der richtet das fachmännisch.
Essen? Danke an Anke für die gute Verpflegung - dieses griechische Rezept hätte ich noch ganz gerne...
Ach ja... vor Prominenz ist man in der "Provinz" auch nicht sicher.... die amtierende Deutsche Weinprinzessin 2006/2007 war mit auf dem Trail ;-)
Wer mehr über die Piets Adventure Trails erfahren möchte: Mit einem Klick auf Piets Logo am Anfang des Berichtes kommt Ihr auf seine Internetpräsens! Außerdem könnt Ihr ihn im Wanderreitdorf der nächsten Equitana live sehen und kennenlernen.
BN