Bericht vom Cutting-Übungstag
auf dem Johanneshof in Euskirchen-Schweinheim
Am Ostermontag war es endlich so weit: Um 8 Uhr trafen sich Lisa, Maren, meine Frau Angela und ich am Hof und fuhren los nach Euskirchen. Die „auserwählten“ Pferde waren Herkules, unser Ponywallach (Stockmaß 1,36 m), und J.B.’s Litt-le Pepper Boy, mein Appaloosa-Wallach. Beide Tiere hatten noch nie mit echten Rindern zu tun gehabt.
Als wir um halb zehn in Euskirchen ankamen, wurden wir von den Anwesenden wie schon beim Trail-Trainingstag im Januar sehr herzlich be-grüßt. Die Pferde kamen zunächst aufs Paddock, und wir konnten einen Kaffee trinken.
Um ca. 11 Uhr ging’s dann los an der Cutting-Maschine. Leider fanden weder Pepper noch Herkules die Stoffkuh an der Maschine sehr ver-trauenswürdig. Also gar nicht erst aufsteigen, sondern mit dem Pferd am Strick auf die „Kuh“ zu. Nun ja, das klappte natürlich erst mal über-haupt nicht. Herkules war fast ganz bis zur Stoff-kuh vorgedrungen, aber mit Pepper wollte es eigentlich gar nicht funktionieren. Ich ging mit Pepper zunächst mal zu Außenreitplatz. Yvonnes Ruf, dass neben dem Reitplatz ja schon die Rin-der waren, hörte ich eher nebenbei. Übrigens war an diesem Tag auch Tag der offenen Tür am Hof, und die Anwesenden bekamen eine kleine Vor-führung mit „echten“ Cutting-Pferden. Nachdem ich auf dem Außenplatz einige Runden gedreht hatte, kam auch Lisa mit Herkules dazu. Die Pferde hatten mit den echten Rinden neben dem Reitplatz überhaupt keine Probleme.
Nach einiger Zeit gingen wir mit den Pferden noch einmal zurück zur Halle. Ich hatte Pepper vorsichtshalber mal sein Stallhalfter unter die Trense geschnallt. Die anderen waren noch beim Üben. Pepper betrachtete alles aus sicherer Ent-fernung. Nun war die Kuh zu allem Unglück auch noch in Bewegung. Das Stofftier wurde nämlich an einem Seil per Motor an der langen Seite hin- und hergezogen - das war schon „Grauenhaft“ für meinen Vierjährigen. Herkules fand die bewegte Stoffkuh übrigen auch nicht sehr witzig. Inzwi-schen war ich aufgestiegen und saß auf einem im Rhythmus des Stofftieres mehr oder weniger zuckenden Jungpferd. Dann konnte ich es einmal versuchen. Pepper hielt einen Sicherheitsabstand von ungefähr 4 Metern. Die Stoffkuh stand ruhig, und Pepper wurde auch ruhiger. Gregor fand, dass Pepper recht ausgeglichen aussah und sagte mir, er würde nun die Stoffkuh nach rechts bewe-gen. Der Motor zog an und Pepper machte einen ca. 2 Meter Sprung zur Seite. Mit Treiben lief er dann in einem größeren Abstand nebenher. Die Kuh stand wieder still, und Pepper beobachtete sie wieder; er ließ sich aber schon wieder etwas näher heranreiten. Die Kuh ging in die andere Richtung und Pepper lief hinterher. Nun versuch-te ich mit ihm eine gerade Linie neben der Stoff-kuh einzuhalten. Bei jedem Stillstand konnten wir immer etwas näher an das Stofftier heranreiten, allerdings näher als bis auf einen Meter kamen wir nicht heran. Dann war Lisa dran. Auch mit dem Pony klappte es mit der Zeit immer besser. Beim dritten Durchgang lief Pepper schon recht locker hinter der Stoffkuh her und zeigte bei kurzfristigen Richtungswechseln schon erste Reaktionen ohne Hilfen. Dann war es Mittags-pause und die Pferde gingen erst einmal ins Paddock.
Nach der Mittagspause kam dann der Höhepunkt - die echten Rinder sollten auf den Außenreitplatz getrieben werden, und wir sollten versuchen mit den Pferden in die Herde einzureiten.
Wir ritten mit unseren Pferden in den hinteren Teil des Reitplatzes und die geübten Reiter trie-ben die Rinder auf den Platz. Die Rinderherde befanden sich nun in der Mitte des Reitplatzes. Die Herde war ausgesprochen ruhig, das lag wohl daran, dass die Rinder schon am Tag zuvor ein wenig gecuttet wurden und wussten, dass sie in der Mitte der Reitbahn in Ruhe gelassen werden. Wir ritten nun abwechselnd vorsichtig in die Herde ein. Pepper und Herkules waren absolut cool. Ach ja, Herkules war übrigens kleiner als die Rinder. Es klappte plötzlich alles - die Rinder gingen auseinander, wenn wir einritten und die Pferde blieben absolut ruhig. Dann begannen die ersten Cutting-Übungen. Wir standen rund um den Platz verteilt und sorgten dafür, dass keine Rinder entwischten und die, die aus der Herde getrennt wurden auch in Bewegung blieben. Pep-per war wie ausgewechselt - sobald ein Rind auf ihn zu kam, war er kaum zu halten, er ging auf die Rinder mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren zu und trieb sie zur Herde zurück. Ich war vollkommen erstaunt. Nach einiger Zeit war ich dran. Pepper ging ganz ruhig in die Herde und hielt das erste Rind für einige Zeit an der langen Seite von der Herde getrennt. Das Rind schlug einige Haken, dann waren wir zu langsam und das Rind lief zurück zur Herde. Lisa wollte mit dem Pony noch nicht alleine „cutten“ und ritt lieber noch mal in die Herde ein.
Dann war Team-Penning angesagt. Es gab zwei Mannschaften mit je vier Reitern, eine Männer-gruppe und eine Frauengruppe. Die Rinderherde befand sich auf der kurzen Seite der Reitbahn, eine Linie wurde als Startlinie für die Zeitnahme festgelegt, drei Rinder sollten zwischen zwei Pylone in der Mitte der Bahn getrieben werden, dann wurde die Zeit gestoppt. Übrigens: Beim richtigen Team-Penning müssen die Rinder mit gleicher Kennzeichnung aus der Herde herausge-sucht werden und in einen Corral von 5 mal 5 Meter getrieben werden Zeitstopp ist, wenn das Tor zum Corral geschlossen wird.
Zuerst war die Männermannschaft dran - kurze Besprechung der Taktik und dann ging’s los. Zwei Reiter ritten in die Herde ein und sonderten drei Rinder ab, dann trieben wir die Tiere zu viert über die Ziellinie! Die Frauen waren dran - hier dauerte es etwas länger, weil zuerst einmal vier Rinder aus der Herde in Richtung Ziellinie liefen. Wir machten noch zwei Durchgänge, dann war Schluss.
Zum Abschluss war noch Eierreiten in der Halle angesagt. Leider machte Pepper in der Halle wegen der Stoffkuh wieder Schwierigkeiten, so dass ich das Eierreiten ausfallen lassen musste. Lisa nahm mit Herkules teil, also Schritt, Trab und Galopp mit einem Osterei auf einem Löffel in der Hand durch die Halle. Am Ende war Dirk Steilen vom EWU-Treffpunkt der Sieger. Die Verlierer mussten übrigens mit ihrem Hintern den Namen des Gewinners in die Luft schreiben - zum Glück hatte Dirk einen kurzen Namen!
Dann wurden die Pferde wieder aufs Paddock entlassen, und wir konnten uns bei Kaffee und Kuchen entspannen. Wir verluden die Pferde und waren um 18 Uhr zurück in Dinslaken. Ein schö-ner Tag war zuende und wir haben jede Menge Neues gelernt. Vor allem hat das Cutting und Team-Penning unseren Pferden und uns auch jede Menge Spaß gemacht, und es war mal etwas anderes als immer nur in der Bahn zu Reiten.
Hans-Joachim Bresch