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Peter Pfister Kombikurs am 05. und 06. August 2006 in Remscheid

 

Am Wochenende, 05./06.08.2006, habe ich mit Lafayette, meiner doch ziemlich verrückten Stute, an einem Peter Pfister Kombikurs „Horsemanship und Zirkuslektionen“ teilgenommen. Zunächst war ich ja noch ziemlich skeptisch, weil ich von solchen „Gurus“ eigentlich nichts halte, aber ich dachte ich versuch es mal, und ich wurde auch nicht enttäuscht. 

Zunächst fing der Kurs an wie jeder Kurs eben anfängt: mit einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer und die Frage nach den Erwartungen an den Kurs. Peter Pfister machte sich ein paar Notizen und dann ging es mit Pferd und Esel (man war der süß) auf den Reitplatz. Zunächst konnten alle Teilnehmer gleichzeitig auf den Platz, denn es sollten jetzt erst einmal ein paar Horsemanshipübungen gemacht werden. Nachdem alle mit Knotenhalfter und Führseil ausgestattet waren (fast alle hatten diese Sachen auch schon) ging es an die Übungen. 

Da die meisten die „normalen“ Dinge mit ihrem Pferd oder Esel :-) schon geklärt hatten, wurden Sachen wie die natürliche Führposition, so parkt man sein Pferd/Esel perfekt und der Hinweis auf die Bedürfnisse des Pferdes/Esels nach Sozialkontakt auf die Schnelle abgewickelt. Nun ging es an die Druckpunktanwendungen und das Biegen und Beugen bis hin zum Weichen durch Zeichen für die schon etwas Fortgeschritteneren unter uns, wobei wir das eigentlich alle am Ende ganz gut konnten bzw. die Pferde und auch der Esel :-). 

Dann wurden die Aufgaben am Boden besprochen und durchgeführt. Das Vier-Türen-Prinzip wurde erläutert, d. h. dem Pferd einen Rahmen zu setzen in unterschiedlichen Formen, je nachdem was ich dem Pferd gerade abverlange. Jeder Rahmen hat 4 Türen, eine Vorder- und Hintertüre sowie zwei Seitentüren (nach links und rechts). Mit diesem Prinzip kann ich jede Art von Hindernis bewältigen und auch alle Übungen beim Reiten meistern. 

Wir kamen zu den klassischen Lektionen an der Hand wie z. B. der Seitengänge. Uns wurde erklärt wie die Zügel und das Gebiss auf das Pferdemaul einwirken, indem wir selber „Hand anlegten“. Wir steckten den Pferden die Finger ins Maul und schickten sie zurück. So sollten wir auch zusätzlich lernen, wie wenig Druck man ausüben muss, um den gewünschten Erfolg zu bekommen. 

Da die meisten unter uns lieber Zirkuslektionen lernen wollten, ging Peter dann zu diesen Übungen über. Hierfür wurden wir in Gruppen aufgeteilt. Von absoluten Laien bis hin zu „Könnern“, damit auch hier der größtmögliche Lerneffekt für jeden Zuschauer und auch Teilnehmer gegeben war. So konnte er von der Basis einer Lektion bis hin zur Perfektion erklären und auch live zeigen. 

Nachdem das Plie angesprochen wurde, was aber nicht weiter verfolgt wurde, weil er meinte, dass das eine Übung ist, wo jeder selber dran arbeiten könnte ohne große Hilfe durch einen Trainer, kamen wir zum Kompliment. Das Kompliment ist schon eine etwas schwierigere Sache. Mit Hilfe der Fußlonge und ihrer korrekten Handhabung, die uns ausführlich erklärt wurde, wurden alle Pferde – bis auf Lafayette - zunächst ins Kompliment gebracht, manche zunächst auch mit etwas heftigen Gegenreaktionen, manche machten es direkt, andere kannten diese Übung schon und hatten demnach selbst ohne Fußlonge keine Probleme damit. Lafayette gab dann allen Zuschauern und den anderen Teilnehmern die Livevorführung, wie sehr sich ein Pferd dagegen sträuben kann. Peter hatte ja ganz am Anfang noch erklärt, welche Zirkuslektionen welche natürlichen Reaktionen sind und das alle nach unten gehenden Lektionen eine „Aufgabe“ seinem Gegenüber oder „Unterordnung“ bedeuten. Ein Alphatier würde sich nicht unterordnen und da Lafayette nun mal zu der Kategorie besonders hartnäckiges Alphatier gehört, hat sie auch besonders hartnäckig protestiert. Sie ging statt nach unten ständig nach oben, hob mit allen Vieren ab und versuchte sich in unsere Richtung noch zu drehen. Dann gab es noch fast perfekte Levaden – nur leider grad nicht gewünscht - und andere Verrenkungen. Peter überlegte sich dann eine für das Pferd und für uns schonendere Methode, sie doch dahin zu bringen, dass sie sich darauf einließ, mit einem Bein den Boden zu berühren, was aber nach der erste Übungseinheit nur ganz knapp gelang. Lafayette überlegte sich nämlich immer wieder ziemlich krasse Dinge um sich dem zu entziehen. Das waren schon teilweise nach unserem Leben trachtende Maßnahmen. Aber da ein Mensch ja besser denken kann als ein Pferd, kamen wir zum Schluss doch noch zu einem Ergebnis, wenn auch noch zu keinem sehr zufrieden stellenden. Ich war völlig fertig und Peter war auch ganz schön ins Schwitzen geraten. Für mich stand fest, dass probiere ich niemals ohne kompetente Hilfe. Eigentlich wollte ich es gar nicht mehr probieren, aber die Zuschauer und auch die anderen Teilnehmer überredeten mich weiterzumachen. Peter meinte dann auch, wir müssten einfach die Basis verbessern, damit wir evtl. doch zu Hause weiter daran arbeiten können. Nun gut, ich ließ mich darauf ein, wollte aber doch in der nächsten Übungseinheit lieber noch mal Horsemanshipsachen machen als Zirkuslektionen. 

Das war kein Problem, denn Peter ging auf jeden einzelnen Teilnehmer ganz individuell ein, denn es hatte ja auch ein jeder andere Leistungsstände. Es wurden uns dann noch die anderen möglichen Zirkuslektionen erklärt und von den fortgeschrittenen Teilnehmern demonstriert. Hier und da wurde noch etwas verfeinert oder verbessert und so ging der erste Übungstag zu Ende. Mit dem Wetter hatten wir auch Glück, es fing erst zu regnen an als wir fertig waren. 

Abends gingen wir dann noch mit einigen Teilnehmern und Peter essen und so klang der erste sehr schöne Übungstag aus und wir konnten die erlernten Dinge erst einmal verdauen. 

Am nächsten Morgen ging es direkt weiter. Es kam das Podest auf den Platz und Gymnastikbälle. Uns wurden die Dinge nahe gebracht, und wir konnten selbständig daran üben, während Peter sich an die nächsten Zirkuslektionen mit den Teilnehmern begab oder mit Lafayette und mir weitere Horsemanshipübungen machte. Lafayette wurde mit einer Plane konfrontiert. Er rieb das Pferd damit ab, zog sie (die Plane ;-) hinter sich her, während das Pferd neben ihm herlief, und zuletzt wurde Lafayette in die Plane eingepackt. Wir bekamen ausführlich erklärt wie wir an diese Sache rangehen sollen und das z. B. extreme Vorsicht hier nicht gefragt sei, denn beruhigendes Einreden auf ein rumspringendes Pferd würde es nur in dem was es tut bestätigen. Ein Pferd würde ja nicht die Worte, sondern nur die Stimmlage erkennen und beruhigende Worte demzufolge als Lob erkennen und nicht zu der von uns gewünschten Beschwichtigung führen. Konsequentes Tun wäre hier gefragt und würde einen schneller ans Ziel bringen. Das wurde uns auch nach wenigen Minuten bestätigt, weil das vorsichtige Annähern Lafayette zu heftigen Reaktionen hinreißen ließ, das resolute Tun sie aber schnell in die Richtung brachte, dass Flucht keine Lösung war, weil das die Flucht auslösende Objekt ja nicht von ihr wich, sondern sie kontinuierlich verfolgte. Gab sie nach, konnte sie schnell feststellen, dass diese Plane ja gar nicht ihr Feind war. Sie tat nicht weh und sie musste ja nichts tun. 

Podest und Gymnastikball waren danach auch überhaupt kein Problem mehr und auch die Pferde, die sonst noch etwas ängstlich diesen Dingen gegenübertraten, hatten nach den Ausführungen von Peter und kurzen Übungseinheiten schnell begriffen um was es ging und alle kamen zu einem positiven Ergebnis. 

Jetzt kam wieder die Sache mit dem Kompliment für Lafayette. Peter arbeitete wieder mit mir zusammen und nach wieder sehr heftiger Gegenwehr ging sie runter. Nachmittags wiederholten wir die Übungen noch mal und begaben uns noch mal an das Kompliment und zum Schluss hatte ich ein völlig anderes Pferd. Sie folgte mir zum ersten Mal mit gesenktem Kopf und ohne jeglichen Fluchtinstinkte. Sie ging sofort auf das Podest. Sie hatte keine Probleme mit Planen oder Gymnastikbällen - sie war nur noch lieb. Ganz zum Schluss versuchte ich dann mit Dieter zusammen Lafayette noch mal ins Kompliment zu bringen, was uns auch gelang und somit war eine Basis geschaffen, an der wir auch alleine weiterarbeiten konnten, ohne Angst um unser Leben haben zu müssen. 

Peter meinte noch, dass jetzt vielleicht eine neue Basis auch für die problemlosere Reiterei geschaffen worden sei. Wir werden sehen. Leider ist Lafayette jetzt erst mal in Zwangspause wegen einem kurzzeitigen Klinikaufenthalt (es muss ein Chip entfernt werden), aber dann werden wir sehen, ob wir endlich einen Weg gefunden haben, mit dem man auch zu besseren Reitergebnissen kommen kann. 

Manuela, die diesen Kurs für uns organisiert hat, zeigte uns zum guten Schluss noch eine fast perfekte Zirkusshow mit allem Repertoire, was ihre Stute Casey drauf hat und das war eine Menge und so konnten wir uns schon mal auf das freuen, was wir noch alles unserem Pferd beibringen können. Manuela arbeitet aber auch schon seit einigen Jahren mit Peter Pfister zusammen und war das lebende Beispiel, mit guter, konsequenter Arbeit zu einem sehr umfangreichen positiven Ergebnis zu kommen. 

Nochmals mein besonderer Dank an Manuela und ihre Helfer für die perfekte Organisation. Alles war super. Der ganze Kurs war sehr harmonisch. Essen war prima, Getränke reichlich und immer vorhanden und alles in allem der Kurs mehr als empfehlenswert. Ich habe selten einen Trainer erlebt, der so anschaulich und sehr verständlich, auch für einen absoluten Laien verständlich, erklären kann. Meine Hochachtung! 

Im nächsten Jahr habe ich mich auf jeden Fall schon mal in die Liste der Organisatoren eingetragen, damit wir auch in unserer Gegend mehr Kurse mit Peter Pfister machen können. Zwei Kurse sind ja schon in Planung bei den Ruhrpott-Reitern, aber er hat ja ein breites Angebot, was man ausschöpfen kann und da die Teilnehmerzahl ja sehr begrenzt ist, schadet es ja nicht weitere Kurse anzubieten. Wie bereits mehrfach gesagt, ich kann sie nur sehr empfehlen und ich spreche aus umfangreichen Kurserfahrungen mit vielen Trainern verschiedener Sparten. 

Yvonne Schreiber