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Tagebuch eines Fahrschülers

Fahrabzeichenlehrgang beim RUF Hexbachtal e.V. 

 

2007 sollte es mal wieder so weit sein. Nach langer Überlegung habe ich mich dazu überwunden mein Fahrabzeichen in Bronze zu absolvieren. Da es bei einem Vollzeitjob und ner Horde eigener Pferde nicht so einfach ist einfach wegzufahren, habe ich auch mein zweites Fahrabzeichen in Mülheim beim RUF Hexbachtal unter der guten Aufsicht von Hr. Hans Lugge senior angemeldet. Das Gute bei diesem Fahrkurs ist, dass man 1 x in der Woche Theorie hat und am Wochenende die Praxis, so dass es bei einem Vollzeitjob noch ganz gut unter einen Hut zu bringen ist. 

Start des Kurses war am 11.01.2007, einem Donnerstag. Es war doch noch eine leichte Unruhe in mir zu spüren, denn es stand leider immer noch nicht fest, ob der Kurs überhaupt stattfinden würde. Die Mindestteilnehmerzahl sollte sieben Personen betragen. Im Reitercasino saßen kurz von 19.30h erst drei Personen. Letztendlich waren wir zu sechst (4x DFA IV, 2x DFA III)! Nach einem Aufatmen dass der Kurs stattfindet, gab es zuerst den schriftlichen Kram zu erledigen und dann ging es auch schon ans Fahrlehrgerät, um die Grund-, Gebrauchs- und Arbeits- bzw. Dressurhaltung zu üben. Wenn man wie ich nur zwei kleine Rennmäuse fährt (und das auch fast nur einhändig!), dann können sich bei der Leinenhaltung in zwei Jahren doch schon Fehler einschleichen. WIE PEINLICH! Kurz vor Beendigung der ersten Theoriestunde wurden noch die Zeiten fürs praktische Fahren am Wochenende ausgemacht. 

11.01.2007 = Theorie 

An meinem ersten, praktischen Samstag war ich ganz besonders nervös, obwohl keine Prüfung bevorstand. Louis und Ringo standen schon am Anbindeplatz. Nach ordentlicher Reinigung der Pferde ging es ans Aufschirren (Brustblattgeschirr). Für die nicht so kundigen unter uns gab es vom Chef nochmal eine Anleitung. Margit teilte sich heute das Gespann mit mir und durfte, nachdem das Gespann ordentlich vor der Kutsche stand, Leinen aufnehmen und ab in den Straßenverkehr. Der Wettergott meinte es gut mit uns. Es war zwar kühl, aber die Sonne schien herrlich, und es war trocken. Ohne Probleme fuhr auch ich im Straßenverkehr. Leider waren die 1,5 Std. viel zu schnell vorbei... 

Der zweite Theorietag fiel leider aus. Das Wetter meinte es überhaupt nicht gut mit uns. KYRILL war angesagt und machte sich über Deutschland breit. Es gab eine Menge Schäden im kompletten Umfeld. 

Das Wochenende darauf goss es in Ratingen in Strömen, so dass ich eigentlich damit rechnete, dass heute mal ein Theorietag sein würde. In Mülheim angekommen schien, ob man es glaubt oder nicht, die Sonne. Ich fühlte mich schon viel sicherer als am ersten Praxistag. Heute hatte ich die beiden Grauschimmel Bal und Robinson. Robinson kannte ich noch von meiner ersten Prüfung, nur heute hatte er extrem schlechte Laune. Die beiden Schecken bekamen das Kumtgeschirr aufgelegt, was gar nicht so einfach war, denn ich habe Bals Kopf kaum durch den Kumt bekommen. Im Straßenverkehr selbst lief wieder alles wie von selbst. Komplikationslos fuhren wir im Drei-Städte-Eck (Essen-Mülheim-Oberhausen) und genossen die Fahrt. Da es zwischendurch immer noch leicht böig war, mussten wir aufpassen, dass unser Bolleneimer kein drittes Mal fliegen ging. Auf der Rückfahrt überfiel mich Hr.Lugge mit einer Rechtskehrt- und einer Linkskehrtwendung. Zuhause bin ich diese Wendungen in den letzten zwei Jahren nicht mehr gefahren, so dass ich leichten Leinensalat hatte. Nach dem zweiten Durchgang auf dem Parkplatz ging es schon besser, und der dritte Durchgang war fast perfekt (die Autos und auch die Pferde! haben es gut überstanden)... 

Unsere Truppe wurde um eine Fahrerin bereichert (Petra aus Ratingen hatte sich zum DFA II (Silber) angemeldet, um in Kategorie A (M- und S-Aufgaben) starten zu können). Auf der Tagesordnung standen das Fahrlehrgerät (insbesondere Kehrtwendungen), Leinen- und Geschirrkunde. 

Bei der dritten Praxisstunde hatten wir Jonas und Louis als vierbeinige Partner vor dem Wagen. Nachdem Margit und ich sie angespannt hatten, ging es heute mal auf den Platz. Heute durfte ich als Erste fahren und war absolut nicht zufrieden mit mir. Ich ließ irgendwie immer die Leinen gleiten und die Pferde liefen mir davon. Margit machte ihre Sache heute richtig gut, sie fuhr heute auch das erste Mal mit Peitsche in der rechten Hand. Nach einiger Zeit auf dem Platz sind wir aber dann doch noch mal in Richtung Straßenverkehr. Dort kam ich dann nochmal etwas länger in den Genuss zu fahren, da meiner Kollegin die Hände steif gefroren waren und sie aufs Fahren verzichtete. Kehrtwendungen klappten prima :-) ... 

Das Fahren machte heute richtig Spaß. Angespannt wurden Nemo und Bal. Nemo war recht frisch heute, und absolut frech drauf (er schnappte immer nach Bal). Heute war wieder Straßenverkehr angesagt und bei heiter bis leicht wolkigem Himmel machte das Fahren richtig Spaß. Wie sagt Michael (Trainer C) immer? FAHREN MACHT FREI !!! 

Heute war es endlich soweit. Meine Lieblingsstute Gipsy und der alte Robinson wurden angespannt. Diese beiden bin ich beim ersten Lehrgang total gerne gefahren. Gipsy ist total empfindlich im Maul, so dass man bei ihr wirklich mit Fingerspitzengefühl fahren muss, aber sie läuft echt klasse - Stellung und Biegung sieht bei ihr echt klasse aus. Mit dem Gespann im Dressurviereck war echt toll. Mal schaun, ob das unser Gespann für die Prüfung wird. Im Straßenverkehr wurde ich mal wieder gut geprüft. Hr.Lugge ließ mich in Richtung einer Baustelle fahren, so dass ich auf wirklich engstem Weg eine Linkskehrtwendung fahren musste. Aber siehe da, wenn man nicht anders kann, funktioniert aus dieses. 

Bal und Pol (zwei Tschechen, noch ganz frisch im Fahrstall) waren recht stark in den Leinen, so dass sie mehrmals versucht haben, flott zu werden und quer über die Straße nach links abzuwenden. Mir ging es echt nicht gut. Es war das erste Mal, wo ich mich fragte, ob es das ist, was ich weiter machen möchte?!?!? Ich bin total verunsichert gewesen und habe auch teils an mir gezweifelt. Zum Glück wurde ich nach 30 Minuten fahren mit einem Fahrerwechsel erlöst und bin auch bis kurz vor Schluss schön artig hinten auf der Wagonette sitzen geblieben. Der frische Wind und ein ablenkendes Gespräch haben mich dann teils wieder gelockert. Zum Schluss sind wir nochmal auf den Fahrplatz gefahren, um unsere Dressuraufgabe zu fahren. Es hat wesentlich besser geklappt als im Straßenverkehr, aber zufrieden war ich trotzdem nicht mit mir, der Tag war für mich gelaufen... 

In der Theorie haben wir in der Zwischenzeit die komplette Leinen- und Geschirrkunde sowie die kompletten Grundsätze des Achenbach-Systems gelernt bzw. aufgefrischt. 

Die beiden Wochenenden Ende Februar waren recht verregnet, so dass das Fahren auf dem Fahrplatz wegen leichter Bodennässe ausfiel. Sorge um die Prüfung machten sich bei uns Dressurleuten breit, denn die Aufgabe klappte noch nicht anstandslos.

Als der Platz wieder befahrbar war, stand auch unser Dressurgespann fest. Nemo und Robinson sollten es sein. Eva (meine Leidensgenossin) und ich waren ganz zufrieden. Wenn Nemo ausgelastet und gute Laune hatte, liefen er und Robinson echt klasse. Das Stellen an den Leinen in der Dressuraufgabe war gar nicht so einfach wie es immer aussieht, aber dafür üben wir ja. 

Endlich ging es auch ums Hindernisfahren. Anfangs konnten einem die Kegel wirklich leid tun. Man hatte uns schon nachgesagt, wir würden absichtlich alle Kegel mitnehmen, weil wir das Prinzip noch nicht verstanden hätten. In den darauf folgenden praktischen Stunden klappte das alles schon viel, viel besser. 

Kurz vor der Prüfung wurden dann doch nochmal unsere Pferde ausgetauscht. Für die Prüfung sollten es dann doch Gipsy und Nemo sein. Sie läuft einfach in der Dressur besser, da waren sich alle einig. 

An dem Donnerstag vor meiner Prüfung war ich dann doch noch in einem Reitsportgeschäft (nachdem es keine qualitativ gut, aber günstigen Fahrhandschuhe auf der Equitana gab!!!) ein paar Taler für neue Fahrhandschuhe losgeworden. Diese Handschuhe haben meinen Fahrstil doch noch etwas verfeinert. Siehe da, es lag nicht an mir, dass die Leinen ständig durch die Finger glitten und ich Krämpfe in den Händen bekam. Die Reithandschuhe hatten es einfach nicht mehr getan. Einerseits war ich erleichtert, alle Zweifel verflogen im nu, andererseits musste ich mich jetzt ersteinmal an diese neuen, klebrigen Handschuhe gewöhnen. Na das konnte ja was geben in der Prüfung. 

Die Prüfung

Das Wetter meinte es überhaupt nicht gut mit uns, es war durchweg am fieseln. Nicht einmal kam die Sonne raus!!!

Als die Richter Hülsmann eintrafen, ging es auch schon los. Marita, die noch ihren Basispass machen musste, machte den Anfang. Da wir nur sechs Mann waren (Petra mit dem DFA II ist zwischendurch wieder abgesprungen) sind wir direkt alle geprüft worden (Krankheiten, Anatomie, etc.). Im Anschluss an den Basispass wurden die Gespanne Jonas und Louis sowie Gipsy und Nemo startklar gemacht.

Zuerst wurde im Straßenverkehr gefahren. Ich war total nervös. Bei dem kleinen Fahrabzeichen (wo Gernod, Marita und Pe geprüft wurden) sind Michael und Fr.Hülsmann mitgefahren. 

Bei dem zweiten Gespann für das DFA III (2x DFA III Eva und ich, sowie 1x kleines Abzeichen für Christian) sind Hr.Lugge und Hr.Hülsmann mitgefahren. 

Eva ist echt gut im Straßenverkehr gefahren, hat die Wendungen alle klasse gemeistert. Im Mülheimer Straßenverkehr zu fahren ist ja schon nicht ganz so einfach an einem Samstagmorgen, aber dann auch noch Fragen beantworten? Nach dem ersten Fahrerwechsel war ich dran. Ich war innerlich total unruhig und das haben auch, glaube ich, alle gemerkt. Meine Haltung war wohl etwas zu weit nach vorne, sodass Hr. Hülsmann mich immer artig mit meinem Zopf nach hinten korrigiert hat. Eine Linkswendung hat nicht sofort auf Anhieb geklappt, da ich mit meinen neuen Handschuhen wieder angefangen hab zu stricken (ich hab echt gedacht, das ist es gewesen). Die zweite Wendung gleich darauf war perfekt und zur Kontrolle musste ich auch noch eine dritte Wendung fahren. Er war total begeistert wie ich die Pferde in einer Linkswendung gestellt hatte, dabei habe ich das vor Nervosität gar nicht selber mitbekommen. Letztendlich haben wir (Eva und ich) beide eine 6,8 im Straßenverkehr bekommen.

Nachdem Christian noch ausreichend im Straßenverkehr geprüft worden ist, ging es auf den Dressurplatz.

Eva ist als erste gefahren, so konnte ich mich nochmal versuchen etwas zu sammeln (was aber nicht gelungen ist!). Eva ist die Aufgabe eigentlich ganz gut gefahren und im Hindernisfahren war sie echt klasse (da hatte sie auch gezeigt, dass ihr das Spaß macht). Nun ging es mir wieder an den Kragen. Das Einfahren war nicht gerade, aber dafür habe ich meinen Haltepunkt bei X gut getroffen. Das, was Eva an den Kehrtwendungen in der Aufgabe (FA I 2000) zu eng gefahren ist, bin ich viel zu groß gefahren. Mein Zulegen ist zum Glück gut sichtbar gewesen, ebenso das Leinen-aus-der-Hand-kauen lassen in den Zirkeln. Beim Beenden der Aufgabe habe ich den Haltepunkt G (10 m vor den Richtern) nicht getroffen, was mir Hr.Hülsmann dann auch noch hinterher rief. Ich war einfach nur froh, dass ich fertig war. Ich werde wohl doch kein Turnierfahrer, dafür bin ich doch einfach ein zu großes Nervenbündel... 

Die Theorie wurde an einem großen Tisch abgefragt, war gemütlich und ließ sich bei einer Tasse warmen Kakao auch viel besser angehen. 
Nach dem Beraten der Richter und Trainer gab es ein leckeres, warmes Essen, noch ein kleiner Plausch und zum Abschluss die Verteilung der Urkunden und der Wertnoten. 
Ich bin mit meiner Beurteilung sowie Vergabe der Wertnote vollkommen zufrieden. 

Dieser Kurs hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich empfehle jedem, der sich mit seinen Vierbeinern im Sport weiterkommen möchte, sich weiter zu bilden... 

Gruss,

Jasmin Borcherding