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Absolvierung vom Wanderreitabzeichen I 

und dem nicht geplanten Deutschen Reitabzeichen IV

auf dem Listerhof in Meinerzhagen (vom 25.06.-29.06.2007)

www.listerhof.de

 

Als erstes möchte ich diese Prüfungswoche unter einem Motto stellen: „Hart aber herzlich“ und „Geht nicht, gibt’s nicht“. Beides trifft es schon genau auf dem Punkt :-) 

Und so begann es... Meine damalige Distanz-Team-Partnerin Peggy und ich haben zu den Distanzritten etwas Abstand gewonnen. Allerdings nur, weil ihr Pferd einen langen Sehnenschaden und ich mein Distanzpferd verkauft hatte. Ganz bald entdeckten wir für uns das Wanderreiten. Wir hatten immer mehr Gefallen daran gefunden, riesenlange Ausritte zu machen, irgendwo einzukehren und gemächlich zurück zu reiten. Mit dem Gedanken, man kann ja nur dazu lernen, kam uns die Idee, das Wanderreitabzeichen zu machen ! 

Im Januar hatten wir Piet Rott im Auge, der auf seiner HP das WAR I für das erste Märzwochenende angeboten hatte. Er mailte zurück und erwähnte, dass es mit der Organisation etwas schwierig aussieht, er sich aber noch mal melden würde... Leider kam keine weitere Info-Mail. Erst auf der Equitana erfuhr ich an seinem Stand, dass diverse Kurse ausfielen, da er kurzfristig verreiste... 

Peggy mailte mir den Link von dem Listerhof, der auch auf der Equitana vertreten war. Am Equitana-Stand waren alle super nett, trotz Auftrittstress hatten sie sich die nötige Zeit genommen – klasse...! Und somit war alles klar, wir meldeten uns dort für das WAR I an. 

Montag, 25.06.: Schon bei der Ankunft wurden wir freundlich empfangen. Da gab es Achim Huckel, der eigentlich für so ziemlich alles zuständig und durch nichts zu erschüttern war, Uwe Jourdain, unseren blitzschnellen Wanderreittrainer, Petra Möllenberg das Organisationstalent, und Horst Möllenberg, unsere Küchenfee. 

Für unsere beiden Pferde, Dorn und Ebony, hatten wir zusammen einen Weidepaddock gebucht und bekamen eine große Weide zugeteilt. Leider haben wir nicht vorhersehen können, dass es nur regnen würde :-( . Unsere armen Hottis. Wir konnten unsere Pferde auch in einen der Laufställe unterbringen, wo sie mal trockenen Fußes laufen konnten, das haben wir gelegentlich auch gemacht. Flexibilität war dort keine Frage. Die Verpflegung der Pferde war top !! 

Widererwarten war unsere Unterkunft in dem Zirkuswagen richtig gemütlich!! Nur von außen betrachtet, hätten wir mit allem gerechnet, aber nicht, dass es soooo gemütlich sein kann. Von innen war es vertäfelt, mit Halogenlämpchen in den Decken... sehr nett. 

Bei einer Tasse Kaffee zur Begrüßung stellte sich heraus, dass wir die Einzigen waren, die das Wanderreitabzeichen ablegen wollten. Die Anderen waren für das Longierabzeichen, Deutsches Reitabzeichen, Reiterpass, Basispass und Kleines Hufeisen angereist. 

Mit Achim haben wir zunächst die Theorie mit den Anderen gemacht und bekamen dann Uwe an unsere Seite, der uns speziell für das Wanderreitabzeichen fit machen sollte. Na, so ein Zufall :-) ... 

Nachmittags ging es ins Gelände - unser erster Ritt mit Uwe und seinem Pferd Massai. Während des Rittes bekamen wir immer mal wieder Fragen gestellt und Erklärungen zum Wanderreiten. Und dann kam etwas, was uns immer im Gedächtnis bleiben wird: der erste Galopp - eigentlich nichts Ungewöhnliches. Uwe erklärte, dass die Strecke eine gute Galoppstrecke wäre und ob wir galoppieren möchten. Wir dachten uns nichts dabei, wir galoppieren gerne im Arbeitstempo neben- oder hintereinander. Aber in dem Moment als Uwe angaloppierte, war er auch schon aus unserer Sichtweite verschwunden. Wir schauten uns fragend an und galoppierten hinterher. Das war eine super Übung, um die Rittigkeit unserer Pferde zu testen. Dorn schaute zwar suchend nach vorne, mit dem Ausdruck: Ist was passiert, muss ich hinterher *??*, aber er blieb ganz nett bei mir. Auf jeden Fall war es ein schöner Ritt, wenngleich auch etwas schnell. Also, ich hatte schon länger nicht mehr so viel Spaß und Tempo(!) bei einem Ausritt, ich fand’s sehr erfrischend und spaßig :-) 

Für die Theorie um 21 Uhr kam Uwe leider etwas dazwischen. Wir lernten dann selbstständig und wollten noch mit dem FN-Spezialisten Achim sprechen, der wohl nie Feierabend machte. Gesagt, getan. Er klärte uns über verschiedenste Prüfungen und Abzeichen auf, welches man braucht für welche Ziele etc. Und einige Ziele fanden wir sehr interessant... Somit gab Achim uns die Möglichkeit, auch noch das DRA IV abzulegen... Erst waren wir skeptisch, wir hatten schließlich töltende Traber dabei und keine „netten“ Warmblüter... Wir überlegten uns es eine Nacht und sagten zu. Die Flexibilität und Spontaneität fand ich sehr entspannend.

Jetzt ging es darum, mit welchen Pferden wir das Reitabzeichen machen wollten. Peggy entschied sich von vornherein für ein Lehrpferd und da es ein Tinkerhof ist, war es natürlich ein Tinker :-). Ich stellte Dorn zunächst vor und entschied letzten Endes auch ein Lehrpferd für das Springen zu nehmen. Dorn sprang einfach zu heftig und den alten Zossen brauche ich noch eine Weile. Für die Dressur nahm ich aber Dorn. Glücklicherweise bekam ich eine passende Englischausrüstung für Dorn geliehen. Hilfsbereitschaft in allen Ecken... 

Ab Dienstag wurde es richtig anstrengend für uns. Dem frühen Aufstehen folgte das Frühstück mit einer kurzen „Lagebesprechung“ und Pferdeeinteilung. Ach ja, unsere Pferde haben wir zwischendurch natürlich auch versorgt.

Als nächstes schnappten wir die Trensen der Tinker und wurden von Achim zu den Wiesen kutschiert. An den Wiesen angekommen standen wir schon vor einem Problem. Lauter bunte Tinker, aber welchen soll man nehmen? Für einen Reiter, der nur einfarbige Pferde gewöhnt ist, erwies sich das Merken der Scheckenzeichnung als äußerst schwierig. Des Öfteren habe ich vor dem falschen Pferd gestanden. 

Als nächstes hieß es, die Pferde zum Listerhof zu reiten. Dort angekommen, Pferde putzen, satteln, trensen und ab in die Reithalle zum Springen. 

Wenn man schon Ewigkeiten keinen Parcours mehr gesprungen ist und dann in einem Englischsattel auf einem Tinker sitzt, der eine ganz andere Gangmechanik hat, ist das ganz schön merkwürdig. Besser gesagt, man fühlte sich wieder in die Lage eines Reitanfängers hinein versetzt. 

Jetzt war üben angesagt. Schließlich hatten wir nur drei Tage Zeit, um uns vorzubereiten. Tja, und von Vorteil war es, wenn man schnell mit dem lieben Tinker eine Sprache gesprochen hat, um den Parcours gescheit zu bewältigen. Aber allein die Galoppade war schon so fremd für mich.... egal, Augen zu und durch. 

Im Anschluss an das Springen folgte die Dressur. Das machte Peggy am wenigsten Angst und fand es mit ihrem Lehrpferd recht easy, da es sich als sehr verlässlich in dieser Hinsicht bewies. 

Schwieriger war es für mich, denn es war nicht wirklich klar, ob ich mit Dorn die Dressur wirklich gehen kann. Die Gefahr, nicht immer klare Übergänge zu bekommen, war doch recht groß. Somit checkte Achim es bei den Richtern ab. Die Antwort der Richter: Sie wollen sich erst Dorn in der Prüfung anschauen und falls sie ihn nicht akzeptieren, müsste ich die Dressur mit einem Tinker reiten... Na das war doch wohl zumindest ein Angebot! Ich übte fleißig mit Dorne die Aufgabe...! 

Nach der Dressur und dem Pferdeversorgen aßen wir zu Mittag. Meist war es schon so gegen 14 Uhr. Im Anschluss war die Theorie mit Achim für das DRA. Danach, entweder Theorie für das Wanderreitabzeichen mit Uwe oder ab ins Gelände und Kartenlesen üben - je nach Wetterlage. Wir waren ja flexibel. So verlief unser Nachmittag bis zum Abendessen. 

Unser Tag war dann immer noch nicht vorüber. Denn wenn wir Uwe schon bei uns hatten, wollten wir doch ein wenig Zirkuslektionen/Bodenarbeit mit von ihm gezeigt bekommen. So kam es, dass wir von 21-23 Uhr mit Uwe noch in der Reithalle fleißig waren. Tanzen, Verbeugen, Kompliment, am unsichtbaren Faden Seitwärtsgehen... Dorn hatte immer mächtig viel Spaß dabei :-) 

(http://www.zirkuslektionen-jourdain.de

Unser Tag war damit aber immer noch nicht zu Ende. Schließlich mussten wir noch Theorie üben und waren keinen Abend bzw. Morgen vor um halb zwei im Bett. Und das jeden Tag !!! Man kann sich vorstellen wie k.o. wir eigentlich waren. Ganz davon abgesehen, dass einem die Knochen weh taten vom vielen „andersartigem“ Reiten und dem Bergsteigen, hoch zur Wiese... Wir fühlten uns wie in einem Sportcamp ;-) Über den Tag hinweg hatten wir gar keine Zeit darüber nach zu denken, ob man müde sein könnte... Das war schon irre ;-) 

Der Prüfungstag, der Tag der Wahrheit. Ich war lange nicht mehr so aufgeregt, so schwach und so kreideweiß im Gesicht! 

Und dann mussten wir uns outen : Als Pinguine ;-) . Richtig wohl fühlten wir uns nicht in unserer Haut. 

An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Achim für seine beiden netten Tinker und an Petra, die für uns die „Pinguin“-Kleidung so spontan zur Verfügung gestellt hat. 

Um 14 Uhr sollten wir die Pferde warm reiten. Wir versuchten, nicht allzu viel zu galoppieren, um die Lehrpferde nicht unnötig müde zu reiten. (Diese Pferde bauen da ab, wo unsere Blüter erst mal richtig warm werden). Und dann ging es mit dem Springen los. Es wurde kurz noch die Reihenfolge bestimmt. Ich war als dritte und Peggy direkt danach an der Reihe. 

Nach der Vorstellung bei den Richtern, bekam man die Anweisung jeweils eine Runde auf jeder Hand im leichten Sitz zu galoppieren und danach den Parcours zu starten. Zum Glück lief alles einigermaßen gut. Mein Lehrpferdchen verweigerte einmal. Ich war in der Prüfung auch so was von körperlich schwach, ich bin das Treiben von Pferde einfach nicht gewöhnt... 

Im Anschluss daran folgte auch schon die Dressur. Ich musste Dorn schnell fertig machen, aber es gab überall helfende Hände. Peggy hatte es etwas stressfreier ;-). Meinen Tinker hatte ich, für den Fall der Fälle, dass die Richter Dorne nicht akzeptieren, griffbereit angebunden. 

Peggy und ich bildeten eine eigene Abteilung. War das herrlich auf meinem Pferd zu sitzen und ich fühlte mich ganz und gar nicht mehr körperlich schwach. Aber Dorn braucht man auch nicht mit „Kraft“ reiten. Zunächst wollten die Richter, dass jeder für sich reitet. Speziell wollten sie dann den Trab/Leichttraben sehen. Dann bekamen wir grünes Licht und es konnte losgehen. Bei den Proberitten hatten wir schon versucht, unsere Pferde aufeinander einzustellen, da es doch ein wenig Tempounterschiede gab. Wie ich finde, hat es auch gut geklappt. Peggy hatte mein „Kommando“ *räusper = schneller* verstanden und auch umgesetzt – wir sind halt ein eingespieltes Team :-) 

Nach der Dressur wurde es richtig stressig. Es ging für uns weiter mit dem WRA. Wir bekamen eine Karte, auf der die Route eingezeichnet war. Nun wurde Gelerntes abverlangt. Unsere Aufgabe bestand zuvor darin, die Strecke zu vermessen (Wir freuten uns sehr, dass es bei dem Dauerregen nur ca. 15 km waren!). Die Marschgradzahl und die Rittzeit mussten wir festlegen. Wir wählten bei unseren flotten Pferden das Tempo 7 (Schritt/Trab) und sollten nach unserer Rechnung in 1h 43Min wieder zurück sein. Ebenfalls sollten wir auf der Rückseite der Karte markante Punkte aufschreiben, an denen wir uns orientieren, sowie Notfallnummern notieren... Alles so, wie es bei einem Wanderritt mit Tross-Fahrzeug sein sollte... 

Dann musste Dorn noch seine Verkleidung ablegen und umgesattelt und umgetrenst werden und Ebony musste noch komplett fertig gemacht werden. An jeder Ecke wurde mit geholfen – Danke dafür! Wir waren auch ganz glücklich darüber, die Pinguinsachen wieder ausziehen zu können! 

Eine Richterin, Uwe, ein Reiterpassprüfling und wir starteten im Regen unseren Prüfungsritt. Steffi, die den Reiterpass machte, brauchte nicht die komplette Strecke mit reiten und kehrte nach einem Einzelgalopp und dem Überqueren einer Strasse wieder um. Von da an waren wir zu viert. 

Während des Rittes wurden uns immer wieder Fragen gestellt und wir mussten Aufgaben wie z.B. überholen und überholen lassen, weiter weg reiten und der Andere wieder nach reiten und umgekehrt... vorführen. Kontrolle über das Pferd war der Richterin wichtig. Aber das hatten wir ja bereits in unserem aller ersten Ausritt mit Uwe schon ausgiebig geübt ;-). Auf das Abbiegen im Straßenverkehr wurde auch viel Wert gelegt. 

Wir hatten uns nur einmal, für ca. 200 m verritten, bis wir merkten, dass es die Waldlichtung noch nicht sein konnte und somit dies noch nicht der Feldweg (das ist nach Kyrill sehr schwer geworden, sich nach Waldlichtungen zu orientieren!). Ansonsten hatten wir den Ritt gut hinter uns gebracht und der Richterin hatte der Ritt auch gefallen (trotz Dauerregen). 

Nachdem wir unsere Pferde versorgt hatten, mussten wir nun die Theorie für das DRA und WRA hinter uns bringen. Die anderen Prüflinge wurden während unseres Prüfungsritts geprüft und konnten nach Hause fahren. 

Irgendwie haben wir viele Sachen sehr intensiv gelernt, die gar nicht abgefragt wurden. Der Schwerpunkt von den Richtern war ganz klar die Dressur und weniger das Wanderreiten, das war irgendwie schade. Und wenn Achim nicht nach 20 Uhr reingekommen wäre und die Richter auf unsere lange Heimfahrt hingewiesen hätte, dann hätten wir bestimmt noch viel länger dort gesessen. (Ich war um 1h zu Hause...!). 

Alles in allem ist es wirklich gut gelaufen und wir haben alles bestanden. Dies ist bestimmt auch unserem guten Teamwork zu verdanken. Das ist den Richtern besonders aufgefallen. 

So gingen fünf Tage rasend schnell zu Ende. Wir haben viel gelernt und sehr nette Menschen kennengelernt. Das Listerhof-Team hat uns sehr gut gefallen !! Alles wurde möglich gemacht. Sei es für uns oder unsere Pferde...! Danke für so viel Flexibilität und Spontaneität! 

Andrea Pfeiffer & Dorn